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Ende Mai durften wir einen der ganz Grossen im Bereich der elektronischen Musik in unserem Podcast begrüssen. Simon Schwendener alias Khainz zauberte uns mit Mix Nr. 58 ein treibendes Techno-Set erster Güteklasse und bot uns so eine willkommene Abwechslung im „Deep House Irrgarten“ dieser Tage.

Nun gilt es dem Innerschweizer Musiker auf den Zahn zu fühlen und seine Beweggründe für sein Treiben als DJ und Produzent in Erfahrung zu bringen. Und weil ein gewöhnliches Hinter den Decks Interview für einen Mann mit dieser Erfahrung schlicht und einfach zu wenig wäre, baten wir Khainz zum ausführlichen Interview.

In diesem erzählt uns der Luzerner Technoliebhaber wie seine ersten Schritte als Musiker aussahen, wie seine DJ-Tasche in Mexiko abhandenkam und was für Ratschläge er für junge DJs auf Lager hat.

Khainz auf Soundcloud
Khainz auf Facebook

Hallo Simon! Als wir Dich vor gut drei Wochen für einen Mix in unserer hauseigenen Podcastserie anfragten, hast Du ohne zu zögern sofort zugesagt. Dabei hast Du erwähnt, dass der letzte veröffentlichte Mix von Dir wohl noch auf Tape erschien. Was ist da dran und wieso veröffentlichst Du nicht des Öftern Sets für zuhause?

Simon: Ja es ist tatsächlich so, dass mein letzter Mix noch auf Tape erschien. Früher war das ein sehr wichtiges Medium für Promotion. Heutzutage gibt’s so viele Podcasts, dass ich es nicht für nötig hielt einen eigenen zu machen, obwohl ich sehr gerne auflege (auch zu Hause). Nun hab ich mir vor ein paar Monaten ein neues DJ-Setup für zu Hause gekauft und habe meinen „Fans/Followern“ ein Set versprochen. Als ihr mich dann gefragt habt, hielt ich es für eine gute Idee den Podcast für eine Schweizer Webseite zu machen. Ich werde in der Schweiz extrem selten in Medien/Webseiten erwähnt und ihr habt mein letztes Release bei euch mit einem netten kleinen Text gepostet. Das fand ich echt nett von euch, dass auch mal wieder etwas Techno erwähnt wurde, denn die Schweiz, besonders die Medien, ist schon extrem DeepHouse/Techhouse lastig. Das ist nicht falsch zu verstehen, ich mag das auch.

KhainzWenn wir schon beim Tape sind. Was ist Dein favorisiertes Medium fürs Auflegen und wieso?

Traktor mit Nexus 2000 über HID Mode oder Timecode, oder einfach USB Stick mit Rekordbox.
Weil es für mich fürs Trackmanagement (Übersicht) und zum Mixen am angenehmsten ist.

Kommen wir auf Deinen Anfang als Produzent und DJ zu sprechen. Kannst Du uns erzählen, wie alles begann und was hinter deinem Künstlernamen „Khainz“ steckt?

Ich habe 1998 mit dem Produzieren begonnen, damals jedoch Psy-Trance. Um das Jahr 2003 habe ich mich mehr in Richtung Techno bewegt. Als ich dann gefragt wurde, was sie auf den Flyer schreiben sollen, hab ich gesagt Karl Heinz… Woraus sich die Kurzform Khainz ergeben hat. Und irgendwie habe ich den Namen einfach nicht mehr los bekommen 🙂

Im Jahr 2012 erschien mit Simple As That Dein bis jetzt letztes Album. Was dürfen wir von Dir in Sachen Produktionen und Veröffentlichungen in naher sowie ferner Zukunft erwarten? Ist ein weiteres Album ein Fernziel?

Ich war 8 Monate mit dem Studiobau beschäftigt, deshalb hab ich die letzten Monate extrem wenig veröffentlicht. Letzte Woche habe ich aber gerade ein Track „Khainz – Just Trust Me“ auf Popof’s Label Form veröffentlicht. Nun kommen im Juni/Juli einige neue Sachen raus:

Beatkind – Daily Life (Khainz remix) (Great Stuff)
Khainz – Be Yourself (Sprout)
Marc Sun – DNA (Khainz remix) (Tech-It)
Khainz – Be like Bruce Lee (Tech-it)
Khainz – So Greedy (Tech-It)

Zudem habe ich begonnen einige Tracks für mein neues Label (Module Records) zu sammeln, welche ich im Spätsommer releasen werde. Und an einem neuen Album bin ich auch am arbeiten. Denke jedoch nicht, dass dies vor 2015 veröffentlicht wird.

Neben Deinen Produktionen bist du selbstverständlich viel als DJ unterwegs. Zu Deinen Engagements in der Schweiz wirst Du auch sehr viel im Ausland gebucht, besonders in Süd- und Mittelamerika. Wie kamst Du zu Deinen ersten Auslandgigs und was verbindet Dich mit Brasilien oder Mexiko?

Das erste Mal in Mexiko war ich 2002, damals noch als Freakulizer (mit dem Projekt habe ich auch 3 Alben veröffentlicht). Das Ganze entstand, als ich eine Booking Anfrage hatte, welche ich natürlich nicht abgelehnt habe (Story dazu folgt weiter unten). Für Brasilien war es genau dasselbe. Dort bekam ich eine Anfrage fürs Universo Paralello Festival. Irgendwie haben die Gigs gut funktioniert, viele Leute haben mich gehört und dann wurde ich wieder und wieder gebucht. Mit der Zeit konnte ich mir in Süd- und Zentralamerika einen guten Namen machen. Inzwischen habe ich so sechs Touren in Süd- und Zentralamerika im Jahr.

Auf all diesen zahlreichen Auslandaufenthalten passierte sicher einiges. Kannst Du uns ein paar lustige oder auch nervende Anekdoten erzählen? Story telling time! 🙂

Ich könnte wahrscheinlich ein ganzes Buch mit Anekdoten und Geschichten füllen, wie zum Beispiel das erste Mal in Mexico: Nachdem 12 stündigen Flug kam ich ziemlich erschöpft in Mexico an und natürlich war der Fahrer vom Flughafen schon Mal zu spät da, um mich abzuholen (wie fast immer in Mexico). Aber da es das erste Mal war, dachte ich er sei schon da und erkennt mich einfach nicht. Darum wollte ich ein T-Shirt vom Label, für welches ich dazumal gespielt habe, anziehen. Als ich dann kurz meine Laptoptasche neben mich gestellt hab und das Shirt am Wechseln war, hat es jemand geschafft innerhalb von 5 Sekunden meinen DJ Bag samt Inhalt zu stehlen (Notebook, Soundkarte, External Harddrive, Pass, Rückflugticket, Kopfhörer, einfach ziemlich alles, was wichtig war). Als wir dann zur mexikanischen Polizei gingen, haben sie nur gelacht und gesagt dies passiere hier am Flughafen täglich. Sie hätten auch Überwachungskameras da und ich könne mir ja mal die Bilder anschauen. Da hab ich mir schon gedacht: „Bilder? Eine Kamera sollte doch Videos machen.“ Aber nein, diese Kamera machte nur alle 20 Sekunden ein Bild und so sah man mich einmal auf dem Bild mit der Laptop Tasche und das andere Mal ohne… es war also nicht gerade hilfreich.

Mir wurde dann von der Polizei erzählt, dass ein Teil der korrupten Security mit den Taschendieben zusammenarbeiten und ihnen genau sagen, wann wieder ein Bild gemacht wird. Nachdem sie mir dann noch Ihre „best of stealing bags“ Bilder von anderen Leuten gezeigt hatten und mir erklärten, dass meine Tasche wahrscheinlich nie mehr gefunden wird, bestand meine Tour darin vom Flughafen zur Botschaft und wieder zurück zu fahren und alle meine Dokumente wieder zu beschaffen. Zu guter Letzt wurde dann noch die Party abgesagt, weil der Organisator zu wenig Schmiergeld an die Polizei bezahlt hat. Also verbrachten wir unsere Tage im Hotel mit Sauna, Whirlpool und viel Tequilla.

Gute Erinnerungen gibt’s auch bis zur Genüge, jedoch war die oben erwähnte Story die, welche mich am meisten geprägt hat. Ich hab jetzt immer eine Handschelle mit der DJ-Tasche verbunden wie beim Transport von wichtigen Dokumenten oder Geld (nicht ganz so, aber ich pass seit da definitiv mehr auf mein Gepäck auf).

KhainzWagen wir den Sprung zurück in die Schweiz. Wie beurteilst Du das Schweizer Nachtleben im Vergleich zum Ausland und was bedeutet für Dich Luzern?

Luzern bedeutet mir eigentlich sehr viel, obwohl ich nur so einmal im Monat hier spiele. Meistens sind dann häufig meine Kollegen da, welche ich im Ausland ab und zu vermisse!

Die Schweizer Szene im Allgemeinen find ich super, vor allem wenn Parties im Freien stattfinden. Ich denke das kommt daher, dass unser Sommer ziemlich kurz ist und wir ihn voll und ganz auskosten! Zudem gibt es sehr viele talentierte DJs und Produzenten. Was ich hingegen etwas schade finde ist, dass viele einfach Trends folgen und alles andere auf die Seite gelegt wird.

Ein vergleich zum Ausland ist schwierig, an vielen Orten ist es ähnlich wie in der Schweiz. Nord – und Südamerika haben einfach etwas grössere Festivals. Das liegt wohl daran, dass die Städte auch einiges mehr an Einwohnern haben.

Gibt es etwas darin, was Dich besonders nervt oder glücklich macht? Was würde Khainz im Schweizer Nachtleben verändern wollen?

Was mich extrem nervt, sind Leute welche dem DJ sagen, er soll härter oder softer spielen. Jeder DJ hat seinen Stil, welcher ihn auch unverwechselbar machen sollte und für den er auch auf die Parties gebucht wird. Als DJ wird man nie 100% der Leute im Club glücklich machen können. Zum Teil sind‘s 99%, aber die 1% sind dann genau die, welche ans DJ Pult kommen und ihre Wünsche anbringen wollen.

Verändern würde ich nichts an der Schweizer Szene, vielleicht ein paar Hipsters (oder einfach Leute, die immer nur Trends folgen) weniger, wäre nicht schlecht 😉

Zum Schluss möchten wir einem Mann wie Dir, welcher über Jahre zahlreiche Erfahrungen sammeln konnte, einen Tipp für junge Produzenten und DJs abjagen. Was rätst Du aufstrebenden Schweizer Musikern?

Bleib dir treu! Mach nicht das, was gerade Trend ist nur damit du Bookings bekommst. Sonst bist du einfach einer von 1000 die dasselbe machen. Ich denke für Clubs, Festivals als auch für Zuhörer ist es interessanter wenn ein DJ oder Act spielt, welcher seinen eigenen Imprint hat, als jemand der genau dasselbe spielt wie die letzten 5 DJs vor ihm. Denn nur so hebt man sich ein bisschen ab vom Einheitsbrei.

Und mach einfach das, was dir gefällt! Ich habe früher oft den Fehler gemacht das ich zu viel auf meine „Followers“ und ihre Erwartungen gehört habe und zu fest versucht habe diese glücklich zu machen anstatt mich selbst. Musik ist etwas sehr persönliches und extrem abhängig von der Laune. Es nützt einfach nichts sich im Studio zu etwas zu zwingen, wo man gerade keine Lust drauf hat! Obwohl es auch geht…

Vielen Dank!

1 Kommentar

  1. Und genau das, was man NICHT machen sollte, hat Khainz gemacht.
    Die Fahne in den Wind gedreht und “seinen” Stil dem Mainstream angepasst.
    Ungeil…

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