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Dieses Wochenende öffnet das Schiff als Partylocation zum allerletzten Mal seine Pforten. Nach dem drei tägigen bevorstehenden Closing ist dann im Schiff definitiv ausgetanzt und die ganze Lokalität wird zu einem Bankettsaal für 250 bis 300 Gäste umgebaut. Neben den besseren Chancen, mit der Gastronomie das Schiff gewinnbringend zu betreiben, war auch der Konflikt zwischen den beiden Besuchertypen (Restaurant- und Clubbesucher) für diesen Strategiewechsel entscheidend.

Seit 2005 war der Club eine feste Grösse im Basler Nachtleben und konnte sich nicht nur im Länderdreieck einen Namen machen. Nationale, sowie internationale Headliner gingen ein und aus und machten so manche Partynächte unvergesslich. Unsere Beweggründe hatte das Vergnügen mit David Leemann, einem der drei Clubverantwortlichen, über die letzten acht Jahre zu sprechen.

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David, erstmals vielen Dank, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast. Nach nicht ganz acht Jahren geht das Schiff als Partylocation am kommenden Wochenende für immer zu. Wurde die Schliessung des Clubs schlicht und einfach unumgänglich?

David: Unumgänglich würde ich nicht sagen, aber es war für die Betreiber der Location der logische Schritt, denn beides hätte auf Dauer unmöglich nebeneinander bestehen können. Schon jetzt mussten sowohl Restaurant wie auch Club zum Teil Abstriche machen und Kompromisse eingehen, was weder für den einen wie auch für den anderen Betrieb förderlich war. Durch die spezielle räumliche Situation auf einem Schiff blieben auch grosse Bemühungen, beides perfekt parallel laufen zu lassen erfolglos.

Wie gross ist die Trauer bei den Clubbesuchern, den Angestellten und natürlich Dir über den Entscheid und habt ihr bereits neue Pläne, diesen herben Verlust in der elektronischen Musikszene in Basel wettzumachen?

Die Trauer ist auf allen Seiten da. Die Besucher verlieren einen international etablierten Club für elektronische Musik, die Clubangestellten, welche sich doch alle mit dem Clubprogramm identifiziert haben verlieren ihre Heimatstätte und wir, das Musikbüro, verlieren den Ort, an dem wir uns über 4 Jahre lang entfalten und verwirklichen konnten. Auch die Betreiber trauern über den Entscheid, schliesslich haben sie ja aus einem leeren Schleppkahn einen Club hergezaubert. Den Entscheid haben sie sich auch nicht einfach gemacht.
Wettmachen können wir diesen Verlust nicht. Das Schiff ist und bleibt einmalig und etwas Vergleichbares wird es so schnell nicht geben. Wir werden allerdings in verschiedenen Locations in Basel ab März diverse Veranstaltungen auf die Beine stellen. Diese werden wiederum das breite Spektrum des Schiffsprogamm beinhalten, von Deep House über Techno bis Electro. Dazu geben wir alle Infos in der Woche nach dem Closing raus.

Wie erwartest Du die Entwicklung im Bereich der elektronischen Musik im Grossraum Basel im Allgemeinen und wie vergleichst Du die Basler Clubkultur mit dem Zürcher, Berner oder Westschweizer Nachtleben? Natürlich in Anbetracht der jetzigen Umstände.

Eine Entwicklung vorauszusagen ist schwer. Fest steht, dass elektronische Musik wie Deep House, Minimal, Techno, Dubstep, Electro usw. momentan sehr hoch im Kurs steht. In Basel gibt es mit dem Nordstern, dem Hinterhof, dem Borderline, der Garage und momentan noch dem Schiff gleich 5 Locations, welche hauptsächlich elektronisch fahren… Und alle Clubs laufen in ihrem Rahmen gut. Dazu kommen noch regelmässige elektronische Events in der Kuppel, in der Kaserne und in diversen Off-Locations, welche meistens auch gut laufen. Die Nachfrage ist also da und wird auch noch bleiben. Eine viel grössere Anzahl Leute hat den Zugang zu dieser Musik gefunden, Leute welche noch vor 2 Jahren nur zu Hitparaden Sound getanzt haben, entdecken plötzlich Deep House für sich.
 Dadurch hat sich natürlich die Szene sehr geändert und eine Techno Party ist heute nicht mehr dasselbe wie vor 6 Jahren.
Man sieht das auch an anderen Orten. In
Das Schiff (Deck)Delémont zum Beispiel war diese Musik bis vor kurzem völlig inexistent. Seit letztem September gibt es auch dort einen kleinen, schönen Club, welcher voll darauf setzt. Auch in Bern mehren sich elektronische Events in letzter Zeit gewaltig. Im Vergleich zur Zürcher Clubkultur welche Jahrelang das Non Plus Ultra war, kann man denke ich wirklich sagen dass Basel in dieser Sparte in den letzten vier Jahren aufgeholt wenn nicht sogar überholt hat, zumindest was die Line-Ups und die Glaubwürdigkeit der Clubs angeht. In einigen Dingen hat Zürich sicher noch die Nase vorne, dort gibt es zum Beispiel seit Jahren eine etablierte After-Hour Szene und mehrere Clubs haben bis mittags geöffnet was in Basel nicht der Fall ist. Dies hat sicher auch mit der Einwohnerzahl zu tun. Basel ist aber zu einem etablierten Ort gewachsen, sieht man auch daran, dass der diesjährige Swiss Nightlife Award für den besten spezialisierten Club ans Nordstern nach Basel ging und mal nicht nach Zürich. In meinen Augen ist dies auch völlig verdient.

Für die Neuauslegung auf die Gastronomie wurde auch der Konflikt zwischen den Partygängern und den Restaurantbesuchern genannt. Denkst Du, dass die Akzeptanz auf beiden Seiten ein wenig gefehlt hatte und die immer noch haftenden „typischen“ Vorurteile eines Clubs auch nicht gerade geholfen hatten?

Für niemanden, der fein am Essen ist und mit seinen Arbeitskollegen, seiner Familie oder seinen Freunden den Abend geniesst ist es schön, wenn ab 23:00 dann schwere Bässe dröhnen. Und genau so ist es für den „Clubber“ nicht toll, wenn er auf Grund einer geschlossenen Gesellschaft auf den zweiten Floor verzichten muss. Ich denke nicht, dass fehlende Akzeptanz oder die typischen Vorurteile bei uns das vordergründige Problem waren, es waren in erster Linie räumliche Probleme.
Es gab durchaus tolle Situationen: Einmal verweilten 5 ältere Herren nach dem Essen noch an der Bar und kamen mit 30 Jahre jüngeren Clubgästen ins Gespräch. Noch um 03:00 früh waren sie im Club und diskutierten frohen Mutes.

In den letzten acht Jahren habt ihr sehr viel für die elektronische Musik in Basel, aber auch in der Schweiz geleistet. Spezialanlässe, mehrere Tage andauernde Festivals und Acts der feinsten Sorte konnte man Wochenende für Wochenende im Schiff geniessen. In einer solchen Zeitspanne gibt es sowohl Höhepunkte, als auch Tiefschläge. Beginnen wir mit dem Negativeren. Welche Situationen waren besonders schwierig zu meistern?

Da fallen mir spontan vier ein: Zum einen war dies ein Event im Februar 2011. Auch dort hatten wir einen renommierten Act zu Gast, welcher nur die grössten Festivals und Clubs bespielt und gerade mal 60 Leute fanden den Weg aufs Schiff. So einen Flop muss man erst mal schlucken. Zum Glück blieb dies in dem Masse einmalig.
Schwierig war auch das Tension Festival im Jahre 2012. Dort hatten wir organisatorische Probleme und unser geplantes Konzept kam nicht wie gewünscht bei den Gästen an, was zu einigen unglücklichen und wütenden Reaktionen führte.

Das Schiff (Club) Auch sehr schwierig war ein Vorfall Mitte 2011, als ein leider bis heute unbekannter Gast im proppenvollen Club eine Art Tränengas zündete. Zum Glück brach keine Panik aus. Wir erfuhren, dass am gleichen Weekend in drei anderen Basler Clubs genau dasselbe passierte. Oder diesen Sommer, als bei einem ausverkauften Event ein Wahnsinniger auf dem WC ein Wasserrohr aus der Wand riss. Man stelle sich vor: Wir sind auf einem Schiff und unser Bar Chef kommt zu mir und sagt „Der Club füllt sich mit Wasser“. Zum Glück blieb es ohne schwerwiegende Folgen.

Und was waren die schönsten Momente?

Da gibt es viele: Der Auftritt von Carl Cox im April 2011 war sicher etwas vom eindrücklichsten, vom Hype um den ganzen Event bis hin zu seiner Person.
Fritz Kalkbrenner im 2010 bei seinem ersten Besuch, als er um 04:00 „Sky And Sand“ ertönen liess und den Club in kollektive Gänsehaut versetzte.
Oder als Smudo von den Fantastischen Vier noch Stunden nach dem Ende der Veranstaltung mit uns an der Bar hockte und über Gott und die Welt sprach.
Auch all unsere Open-Air Veranstaltungen, welche fast immer vom Wetterglück profitierten bleiben in wunderbarer Erinnerung. Den Sonnenuntergang bei toller Musik mit tollen Leuten auf dem Schiffsdeck zu geniessen, das ist einmalig.

Wenn Du eine Top 3 der besten Partys im Schiff zusammenstellen solltest, welche würden das sein?

Fiese Frage, es gab viel mehr Partys welche dieses Prädikat verdienen, Ich antworte spontan heraus:
1. 7 Jahre Das Schiff mit TRENTEMOLLER und Open-Air Floor am 05.05.2012
2. Ragaz Inc. mit EXTRAWELT, jeweils immer am Pfingstsonntag im 2010, 2011 und 2012
3. Bon Voyage! mit JAMIE JONES und Open-Air Floor am 31.07.2010

Dieses Wochenende findet eures grosses Club Closing statt. Mit namhaften Künstlern wie Trentemøller, Sascha Braemer, Karotte, Round Table Knights und vielen mehr bietet ihr noch einmal hochkarätige elektronische Musik. Warum genau diese Acts und was erhoffst Du von dem allerletzten Wochenende auf dem Wasser?

Wir wollten ein gemischtes Line-Up, welches das Schiff perfekt repräsentiert: Einen grossen Star aus der höchsten Liga, einen etablierten, gestanden, schiff-affinen Techno Act, einen aktuellen, „szenigen“ Repräsentanten sowie einen renommierten, nationalen Act.
Trentemoller ist ein Weltstar, Karotte ist ein alter Hase und quasi Schiff-Resident, Sascha Braemer ist einer der momentan „gehyptesten“ Acts und die Round Table Knights ein weltweit bekanntes Schweizer Duo. Passt also quasi alles perfekt 😉
Ich erwarte unvergessliche 3 Tage mit fantastischer Musik, grandioser Stimmung und viel Sentimentalität. Dieses Closing soll mir und den Besuchern immer in Erinnerung bleiben und das Schiff als legendären Club festigen und verabschieden.

Vielen Dank an David. Heute startet das dreitägige Closing. Verpasst es ja nicht!

Das Schiff Closing

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