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Studio GDS: Die Welt als Wille zur Macht LIVE

ab 21:006. Oktober 2022 @ 21:00 - 2:00

Line-Up: Liebe ist Theorie vs. Mosh Feratu


Damals, Mitte der 2000er Jahre, wurden alle Männer knapp nach Erreichen Ihrer Geschlechtsreife automatisch zu Rappern. Es war eine kindlich unschuldige Zeit, frei von jeglicher Selbstreflexion, dafür umso voller Misogynie, schlecht sitzenden Kleidern aus Bangladesch und einem kaum auszuhaltenden Lokalpatriotismus. Die meisten Abende verbrachte man mangels Alternativen in nach abgestandenem Bongwasser riechenden “Rümli” und in loser Reihenfolge fuhr man in irgendein gottloses Kaff, um in einem halb betreuten, halb verwahrlosten Jugendkeller einem Freestyle-Battle zuzuschauen.

Zumal waren diese Abende ganz munter, manchmal waren die Auftretenden Künstler – und ich wünschte, ich könnte hier gendern, aber es waren wirklich ausnahmslos Dudes – auch wirklich geistreich. In allzu vielen Fällen ging es aber leider darum, mit einer Unzahl an Wörtern, auf eloquente Art und Weise, so wenig wie möglich auszusagen. Gewonnen haben bei diesen Events dann normalerweise die Leute, mit den lustigsten Hüten und den lautesten Friends.
Mosh Feratu hingegen trug nie lustige Hüte und soviel ich weiss, hab ich ihn auch nie an einem Freestyle-Battle gesehen. Mosh Feratu hing zu dieser Zeit nämlich mit den Slam Poet*innen rum. Die machten an diesen Slams zwar etwas sehr ähnliches, verzichteten dabei aber auf musikalische Untermalung und Misogynie. Bei diesen Events gewannen dann normalerweise die Leute, mit den lustigsten Texten (und ebenfalls) den lautesten Friends.

Mosh Feratus Texte waren nie sonderlich lustig. Viel mehr stürmte er die Bühne wie ein in die Enge getriebenes Raubtier und warf in atemberaubender Zeit mit Doppel- und Dreifachreimen um sich, ohne dabei Luft zu holen. Die Texte zeichneten dabei stets ein düsteres, vielschichtiges Bild seiner Innenwelt und die Komplexität und Tiefe liessen das Publikum, welches sich auf einen netten Abend freute, meist sichtlich irritiert zurück. Die Leute wollten halt einfach eine gute Zeit haben. Fair enough.

Mit der Abkehr von Poetry Slam und der damit einhergehenden Freiheit, nicht gefallen zu müssen, folgten unzählige Songs, Singles und Konzerte. Mal auf kleinen Bühnen, mal in intimer Wohnzimmeratmosphäre. Die rohe Energie der Performances blieb dabei immer die gleiche. Mosh Feratu ist ein Hassprediger der Liebe. Diese Rolle spielt er bei seinem neuen Projekt “Liebe ist Theorie” perfekt. Weg von klassischen Hip Hop-Arrangements und immerzu ein ambivalentes Liebäugeln mit dem Pop-Pathos. Anfang Oktober folgen nun gleich zwei Debutalben.

Beide behandeln dabei Themen aus der Perspektive unterschiedlicher Diskurse: Sprachlichkeit, Körperlichkeit, Übersetzung, Bezugnahmen, Ausklammerungen, Identitäten, Kontingenzen. Sowohl “Mosh Feratu” wie auch “Liebe ist Theorie” ist fordernde Musik. Zuweilen auch anstrengend und unbequem und das ist gut so. Denn es gibt schon viel zu viel Tik Tok-Hintergundmusik.

Seit 2014 sendet Studio GDS jeden Donnerstag Livemusik über den Äther. In unserem Sender kann man dabei in intimster Wohnzimmeratmosphäre Brandneues aber auch Altbewährtes entdecken. Die Bandbreite reicht vom skandinavischen Singer/Songwriter Ensemble über die Jazzband mit Hiphopfeature bis hin zur Embracher Elektronik-Orgie. Nach den Konzerten übernehmen jeweils die GDS-Resident-DJs rund um Chrigi G. us Z. die Decks.

Details

Datum:
6. Oktober 2022
Zeit:
21:00 - 2:00
Eventskategorie:
Webseite:
https://www.facebook.com/events/980876902762557

Standort

Sender
Kurzgasse 4
Zürich, 8004 Schweiz
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Webseite:
http://gds.fm/sender