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Mit seinem verhältnismässig jungen Alter gehört Leo Gretener bereits heute zu den nennenswertesten Discjockeys der Stadt Zürich. Seit geraumer Zeit ist er Resident-DJ in der Zukunft und führt mit seinem Bruder Wim die Online-Plattform «Dubsearch». Wir haben Leo ein paar Fragen gestellt und wirklich ausführliche sowie interessante Antworten erhalten – dazu mischte uns der passionierte DJ ein abwechslungsreiches Set für unseren Podcast.

Leo Gretener auf Soundcloud
Dubsearch auf Soundcloud



Hallo Leo! Zu Beginn gleich die übliche, aber dennoch sehr wichtige Standardfrage: Wie bist du mit der Musik in Berührung gekommen?

In meinem Elternhaus lief eigentlich immer Musik und so bin ich damit aufgewachsen. Mein Vater war und ist ein grosser Plattensammler und ebenfalls DJ (mittlerweile haben wir bereits zusammen aufgelegt). So habe ich mich sehr früh an seine riesige Sammlung an Schallplatten gewagt, welche hauptsächlich aus Dub/Reggae, Soul, Funk, Disco und auch Hip-Hop und House bestand.

Interessant! Und so bist du dann gleich zum Auflegen gekommen?

Damit habe ich dann «erst» so mit 13 oder 14 Jahren begonnen. Ich hatte damals noch keine eigenen Platten gekauft, sondern einfach das Regal meines Vaters Fach für Fach rausgenommen und durgemixt. Es konnte irgendein Stück im Wohnzimmer laufen, worauf mir eine Melodie von einem anderen Stück einfiel. Dann habe ich jene Platte im Regal gesucht und reingemixt. Ich erinnerte mich an das Cover und wo es ungefähr abgelegt war.

Was hat sich seit deinen ersten Versuchen bis heute geändert?

Vieles, aber auch vieles nicht. So weiss ich zum Beispiel auch noch heute, welche Platte mit welchem Cover wie klingt und selektiere deshalb oftmals aus diesem Instinkt heraus. Beim Auflegen ist mir auch komplett egal, von wem das Stück dann gerade ist, welches als nächstes kommt. Das muss ich ja nicht wissen, weil es ja darum geht, was zum letzten Stück passt und das es irgendwie weitergeht, Stück für Stück. Das ist so eine Art Vortasten für mich. Doch irgendwann begann ich mir dann selbst die Platten zu kaufen, die mein Vater nicht kaufen wollte, und so begann ich selber zu sammeln.


Leo vor seinem zweiten Zuhause – einem Recordstore


Nach deinen ersten Versuchen als DJ bist du Resident im Club Zukunft geworden. Wie ist es dazu gekommen?

Ich begann Mixtapes an Alex Dallas von der Zukunft zu schicken, den mein Vater von früher kannte. Die sind lustigerweise aber erst befreundet seit ich da mehr spiele. Ich durfte dann mit 18 das erste Mal im Club spielen, dann lange so 1-2 Mal pro Jahr und irgendwann wurde ich dann immer öfters gebucht, das hat sich einfach so ergeben. Alex hat dann ohne Vorwarnung meinen einen Mix als Zukunft Mix hochgeladen, das fand ich richtig krass. Zu dieser Zeit taten das nur so grosse DJs! In der Zwischenzeit war ich einfach sehr viel als Gast in der Zukunft und habe mir aufmerksam DJs angehört und zugeschaut – dabei oft allein weil ich niemand kannte in meinem Alter der die Musik auch in der Art interessierte. Meine Freunde wollten lieber dort sein, wo alle anderen sind. Natürlich war ich da auch dabei, bin dann oft einfach noch weiter in die Zukunft, wenn die anderen noch irgendwo blieben – also eigentlich war ich so einfach ungestört – ich habe viel gelernt dabei.

«Ich habe mich noch nie wirklich darum geschert, was jetzt alle anderen spielen, nur um gut anzukommen.»

Mit Dubsearch hast du ebenfalls dein eigenes Ding. Worum geht’s dabei und wie ist es entstanden?

Dubsearch führe ich nun mit meinem Bruder Wim zusammen. Ursprünglich war es eine Radiosendung am Sonntagabend auf Radio Lora von meinem Vater (und seinem Jugendfreund Ben), von welchem auch viele der Mixes stammen. Wim und ich haben dies nun etwas geöffnet und nutzen es als Plattform für Mixes von Leuten, die wir interessant finden. Die Mixes sollten eigentlich 90 Minuten dauern. Einerseits, weil sie früher auf Tapes aufgenommen wurden und das genau die Länge zweier Tapes ist, und andererseits sind 90 Minuten eine super Zeit, um eine Geschichte zu erzählen. Durch das Zusammenspiel der Elemente des Aufbaus, Flow, Dramaturgie macht es einfach viel mehr Spass zum Zuhören. Leider schaffen es heute recht wenige, auch international, einen 90 Minuten Mix aufzunehmen. Klar, es gibt auch viele gute 60 Minuten Mixes – no offence, auch die letzten paar auf Dubsearch, die nur 60 min waren – aber es ist eben doch nicht so einfach die letzte halbe Stunde auch noch spannend mit Musik zu füllen 😉

Man kann also durchaus behaupten, ob als DJ oder Radio-Host, dass du ein relevanter Teil des Zürcher Nachtleben bist. Was hältst du dann von dessen Entwicklung?

Zürich ist eine spannende Stadt, es läuft richtig viel, fast zu viel. Ich habe das Gefühl, dass sich in den letzten Jahren einige verschiedene Szenen etwas angenähert haben. Das finde ich schön, trotzdem gibt es ein gewisses Restmisstrauen, aber das wird wohl nie weggehen. Es kommen und gehen Leute und gleichzeitig gibt es gewisse Konstanten. Gleiches gilt für die Musikgenres – im einen Jahr spielen alle nur noch 100 BPM und dann spielen alle wieder nur noch schnell – das kommt so in Wellen und ist auch interessant, aber ich habe mich noch nie wirklich darum geschert, was jetzt alle anderen spielen, nur um gut anzukommen.


Wim und Leo, die Dubsearch-Väter (oder eben Söhne)


In dem Fall versuchst du nicht zwingend, dich von der Menge abzuheben, aber auch nicht, dich ihr anzupassen?

Ich denke, manchmal wird etwas zu viel in einen hineininterpretiert und man wird immer wieder in Schubladen gesteckt. Letztens hat mich jemand gefragt, ob ich jetzt eigentlich nur noch so ‚clubbig‘ spiele (was auch immer das heisst) wie in meinen letzten Mixes. Mixes sind für mich einfach eine Momentaufnahme, etwas auf was ich gerade Lust habe zu kombinieren. Das heisst nicht, dass ich dann nur noch so spiele. Ich spiele immer auf die Situation bezogen und auch stimmungsabhängig von mir sowie vor allem vom Publikum, und so handle ich die Situation dann halt auf meine Art. Ich probiere gerne Dinge aus im Club, manchmal klappts manchmal nicht. Ich kann genauso ein Boogie- oder Italo Disco-Set spielen, wenn mir danach ist.

Was ist dann generell das Problem an Zürcher Nachtleben?

Im Allgemeinen fehlen in der Stadt Zürich einige Freiräume, die nicht besetzt sind von irgendwelchen Ideologien – räumlich gesehen. Es gibt zwar gute Off Locations und auch viele sehr gute Veranstaltungen, aber diese Einstellung von «Das ist meine Off Location und nur diese und diese Musik darf da gespielt werden» geht mir auf den Geist. Es ist wahnsinnig schwierig, im heutigen Zürich einen Raum ausserhalb des gängigen Clubkontexts zu finden, um einzelne Veranstaltungen zu machen. Denn sobald einer gefunden wird, schlagen sich alle Zürcher Crews fast die Köpfe ein und wollen auch da veranstalten. Alle sind gegeneinander anstatt miteinander, und das ist doch Schade!

Besten Dank an Leo und viel Spass mit dem Podcast!


Fotos: Zur Verfügung gestellt

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