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So, die Probezeit fürs neue Jahr ist endgültig vorüber und mittlerweile dürfte wohl jedem klar sein: 2020 hat es in sich. Als kleines Horsd’œuvre für alle noch kommenden Turbulenzen serviert euch UBWG den längst überfälligen Podcast Nummero 130. Diesmal mit den beiden Knalltüten Harry und Jonas, besser bekannt als workinprogress.

Buschbrände, politisches Tauziehen, Rechtspopulismus, Seuchen… naja, kurz um: international geht’s ziemlich wild zu und her. Da können wir Schweizer*innen uns doch ein wenig vom Glück geküsst fühlen, in den «angenehmeren» Landesgrenzen der Welt unseren Wohnsitz halten zu können. Aber genug davon, wir sind ja schliesslich kein Politmagazin. Nein, wir predigen hier Musik und gute noch obendrein.

Von dem hoch angepriesenen Januarloch war tanz-technisch weit und breit nichts zu spüren, und die werten Neujahrsvorsätze dürften wohl auch bei den meisten schon längst wieder getrost irgendwo in der Ecke im Keller verstaut worden sein. Soll nichts Schlechtes bedeuten, denn mit ein bisschen Speuz können diese wie üblich gekonnt aufpoliert und für den folgenden Rutsch ins neue «Glück» wiederverwertet werden. Wer weiss, vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal – oder auch nicht.

Heute stellen wir euch zwei junge Locals aus der Limmatstadt vor, in alter UBWG Manier natürlich inklusive einem kleinen musikalischen Ständchen.



workinprogress – der Name, wie er selbst schon impliziert, sollte eigentlich nur als vorübergehende Lösung dienen. Einige Gigs, und den einen oder anderen verdutzten Booker später, hat sich jener dann doch etabliert. Die beiden jungen Hallodris gehören erst seit etwas mehr als 4 Jahren zu den Turntabeldrehern hiesiger Clubs – was aber ungefähr so Aussagekräftig über ihr Können sein dürfte wie die Regenprognosen unserer Wetterschmöcker. Von kleineren Gigs in lokalen Bars, öffnete ihnen Kiki-Matador Carlos Ribeiro die Pforten zu den ersten Sets in namhaftere Etablissements. So entwickelten sich von da an auch Residencies bei den Kiki und später kurzweilig auch den Naturklang Feten, die vorweg schon mal zwei der Aushängeschilder darstellen, die sich die Jungs bereits verdienterweise um den Nacken hängen können.

Wir trafen die beiden Tunichtgute vor einer gefühlten Ewigkeit auf Kippe & Bierchen, wo sie uns Rede und Antwort auf Fragen rund und ums Eck im elektronischen Nachtleben standen.


Die Szene, in der wir uns bewegen, erlebt einen spürbaren Wechsel vom einst proklamierten Underground, in fast schon Mainstream-artigere Gewässer. Wie steht ihr zu diesem Statement?

Harry: Ich denke, es ist normal, dass sich eine gewisse Musikszene-, respektive Genre irgendwann etabliert. Soll aber nichts Schlechtes sein. Ist doch auch schön, dass man sich beispielsweise am Zürifest an über 14 Stages, die sich dieser Musik widmen, austoben kann.
Allerdings scheint es vielfach auch so, dass gewisse Nachtschwärmer hin und wieder mal gerne in den Genuss dieser Szene kommen wollen, aber am Ende der Nacht es dann doch nur eine kurzweilige Liaison für eben diese Leute ist.

Jonas: Genau. Somit gibt’s in diesem Spektrum dann eben auch jene, welche sich auch tagsüber dieser Liaison widmen. Respektive nicht nur jene die nur hie und da mal kurz in den Genuss kommen wollen, sondern sich auch darüber hinaus mit der Szene auseinandersetzen. So bleibt ein gewisser Kern immer vorhanden, der das Gefühl unserer Bewegung auch wirklich lebt und fühlt.


Immer zu zweit unterwegs, ob im Sommer oder im Winter: workinprogress

Leidet denn die Qualität der Parties unter dieser Lawine an neuen Feten?

Jonas: Ich denke, im Vergleich zu früher schaut der regelmässige Clubgänger doch eher vermehrt nach, wo und was genau läuft. Wohin gegen Herr und Frau Raver damals vielleicht eher einfach mal planlos aus dem Haus sind und sich in dem «begrenzteren» Angebot treiben liessen.

Harry: Sehe ich auch so. Der «versiertere» Raver weiss, was er will und braucht. So verlieren sich diese dann auch in dem Dschungel an Parties hier in der Limmatstadt eher weniger. Wobei ich auch sagen muss, dass viele auch gar nicht mehr gross ihren Ausgang an gebuchten Headlinern richten. Das Schöne an unserer Szene hier in Zürich ist der Fokus auf Locals, die meiner Meinung nach sehr gut abliefern und sich auf der internationalen Bühne theoretisch gut messen könnten.

Das sehen wir von UBWG auch so! 😉 Wie es der Name schon in sich trägt, sind die meisten Locals die in Zürich spielen auch von Zürich (mit ein paar wenigen Ausnahmen). An ein Booking oder gar eine Residency als Neuling zu kommen, dürfte aufgrund der grossen Masse doch schwieriger geworden sein?

Harry: Schwierig zu sagen… am besten rutscht man eben in das Ganze rein. Nur Promo-Sets alleine zu verschicken reicht eben meistens nicht. Ausser vielleicht bei der Manonmania im Hive, da zeigt die liebe Manon doch noch stark Interesse an unentdeckten Jungtalenten, die teils bei einem Wettbewerb ihr Set mit einsenden können. Feiern wir!

Jonas: Schlussendlich sollte man in unserem Zirkus eben doch schon präsent sein. Mit der Zeit kennt man sich, und so führt dann das eine zum anderen. Wir sind da vielleicht auch nicht die beste Anlaufstelle, um eine solche Frage beantworten zu können, da wir nie damit gerechnet haben, so in dem Mass wie es jetzt ist, von Zürich aufgenommen zu werden.



DJs und Rausch gehen Hand in Hand. Wie steht ihr dazu? Können Sets mit der einen oder anderen Discoschorle in der Birne noch gut zu Stande kommen, oder ist Contenance bewahren eher angebracht?

Jonas: Ich glaube, dass es ein ganz individueller Faktor ist. Da können sich 20 Jahre Auflegen-Erfahrung im Repertoire befinden, aber mit zu viel Cüplis funktioniert das Handwerk dann vielleicht doch weniger. Es kommt da wirklich ganz auf den jeweiligen Typ drauf an.

Harry: Bei uns läufts schon eher so ab, dass wir relativ nüchtern hinter den Decks auftauchen, und uns später dann dem Abend so hingeben, wie er eben kommt. Schlussendlich glaube ich, dass man voll benebelt die Nuancen fürs Publikum nicht mehr so richtig wahrnimmt… je nachdem. Gibt wahrscheinlich auch hier wieder Ausnahmen, aber wir werden ja gebucht, um den Gästen eine tolle Zeit zu verschaffen – da sollte man schon abliefern wollen & können.

Kurz und bündig: Lieblingsplaytime?

Harry & Jonas: Wir sind da möglicherweise aufs Grosse und Ganze gesehen eher die Ausnahme, aber wir lieben es zum einen den Anfang zu spielen. Die Meute mal in die Nacht aufzutauen, vereinzelte Nasen bei der Bar sich zur Musik bewegend zu sehen, und dann langsam, aber sicher alle in Richtung Dancefloor zu ziehen… da kommt Freude auf! Zum anderen sind auch die magischen Stunden in der Morgendämmerung immer ein absolutes Highlight.


Jonas und Harry alias workinprogress hinter den Decks

Kleiner Exkurs zu einem Thema, welches unsere Szene seit ihrer Geburt im App-Store mit begleitet hat: Shazam. Wie steht ihr dazu, wenn sich jemand ein ganzes Set «abshazamt»?

Jonas: Also ich persönlich benutze die App nicht mehr, da meistens eh nicht das Gesuchte dabei rauskommt. Wenn mich ein Track interessiert, dann frage ich nach. Kann man bei uns auf jeden Fall auch ungeniert machen, Musik ist zum Teilen da.

Harry: Sehe ich auch so. Nur wenn möglich aber im gesunden Rahmen. Ein paar Nummern von einem Set sind ja gar kein Ding, aber wenn wirklich fast jede einzelne Scheibe «stibitzt» wird, finde ich ist es unverhältnismässig gegenüber den Artists, die Stunden über Stunden ins Diggen reingesteckt haben. Nur trennen sich hier die Meinungen wahrscheinlich, da diese Diskussion ja keine unbekannte in unseren Reihen ist. Wie Jonas sagt, Musik ist zum Teilen da. Aber ich denke jeder DJ hat ein paar Babys, die er nur ungern preisgibt – ist doch auch schön, wenn der Track seine Magie bewahrt auf der Tanzfläche! 😉

Vielen Dank für das gelungene, schwungvolle Set und den kleinen Plausch mit uns!

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Bilder zur Verfügung gestellt von workinprogress

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