Zu Besuch im Studio bei KAYYAK – Episode 2


Where the magic happens: In unserer neuen Serie «Zu Besuch im Studio» machen wir uns auf in die Klangtüftler:innen-Stuben von Schweizer Artists. In Episode 2 machen wir Halt beim Zürcher Vollblutmusiker, DJ, Produzent und Labelinhaber KAYYAK. Er gewährt uns Einblick in sein musikalisches Schaffen, das geprägt ist vom Moment der Stille, vom Miteinander und von der Inspirationskraft der Limmatstadt.

KAYYAK ist stets auf der Suche und scheint zugleich angekommen. Dieser Umstand macht ihn wohl für das hiesige Musik- und Nachtleben so interessant und unverzichtbar: Kay Schmid, wie der Künstler zum bürgerlichen Namen heisst, ist zurückhaltend und gleichermassen omnipräsent. Er macht seine Reise sichtbar und schafft es, mit seiner Musik ein intimes und doch futuristisches Erlebnis zu kreieren. Der begnadete Musiker ist immer wieder in verschiedenen Kollaborationen anzutreffen, steht regelmässig an den Turns, verantwortet das Live-Jam-Format World Of Dreams und führt gemeinsam mit Bobby Tessa das erfolgreiche Veranstaltungslabel HEKAYA, das in der Zukunft residiert.

Wir treffen Kay an einem Dienstagmorgen im Zürcher Kreis 4. Er ist aufgeweckt und erzählt uns von seinem Konzert Züri-Grooves, das kürzlich mit 9-köpfiger Band in der Zukunft über die Bühne ging. «Das war schon ein tolles Erlebnis. Ich war unglaublich gerührt – insbesondere, weil so viele Freund:innen und Bekannte im Publikum waren», erzählt der charismatische Musiker freudig. Was Kay in Angriff nimmt, scheint zu gelingen. Wahrscheinlich deshalb, weil er stets aus dem Herzen heraus entscheidet und mit viel Feingefühl und Offenheit an eine Sache herangeht. Sei es im Alltag oder beim Musikmachen: Kays künstlerisches Schaffen geht direkt vom Herzen in die Hüfte.

Nicht überraschend ist in der Folge auch der Umstand, dass sich Kay für das Musikmachen nicht an einen spezifischen Ort bindet. Vielmehr sieht er die Stadt als eine Quelle der Inspiration, als einen Raum, in dem er mit den unterschiedlichsten Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise interagieren kann. Und so folgen wir ihm auf einer dieser Reisen durch die Stadt.

Kays Weg führt uns direkt in den Zürcher Kreis 3 – wir steigen ins Untergeschoss eines Mehrfamilienhauses und landen im Studio von seinem guten Freund und Mentor Kalabrese. Hier nimmt Kay am Piano Platz und spielt eine Sequenz für ein Stück ein, an dem er gerade arbeitet. Sacha Winkler alias Kalabrese ist ein langjähriger Wegbegleiter von Kay. Die beiden haben sich vor einigen Jahren auf Ibiza kennengelernt und teilen sich seit jeher die Vorliebe für den Groove. Nicht nur musikalisch verstehen sich die beiden blind, auch zwischenmenschlich sind sie auf einer Wellenlänge. Dass Kay hier ab und an im Studio arbeiten darf, ist für ihn nicht selbstverständlich: «Ein Musikstudio ist etwas sehr Intimes. Dass Kalabrese einen Ort wie diesen für uns zugänglich macht, ist sehr schön», erklärt er. Die Kraft ebendieses Vertrauen zeigt sich im Output der Arbeit der beiden Künstler: So erschien 2020 Kays Debüt-LP «Make No Time / Painting of Relaxation» zusammen mit Kalabrese auf dessen Label Rumpelmusig. In den Jahren darauf folgten weitere Veröffentlichungen auf dem ikonischen Imprint.

Während wir uns von Kalas Studio auf den Weg zu Kays Zuhause machen, erzählt er von der einzigartigen Inspirationskraft, welche die Stadt Zürich für ihn hat: «Heimat kann ein Ort, ein Mensch oder einfach auch ein Gefühl sein – für mich vereint Zürich alles. Hier kann ich wachsen – sowohl musikalisch als auch persönlich. Alleine und gemeinsam.» Nicht einmal Berlin hätte diese Wirkung auf ihn gehabt, erzählt er mit einem Schmunzeln im Gesicht. Einst als Student der Tontechnik, machte er in der deutschen Hauptstadt die ersten Gehversuche in der Musik – obwohl Kay Berlin sehr mag, sei er dort nie wirklich zur Ruhe gekommen: «Man muss das Glück nicht in der Ferne suchen». In Zürich hätte er alles gefunden, wonach er suche. «Hier leben so viele grossartige Menschen und Musiker:innen». Einer dieser Menschen ist auch Kays Ehefrau Xenia Lasareva – die beiden verbringen viel Zeit miteinander und haben auch schon gemeinsam Musik veröffentlicht: Letztes Jahr erschien die romantische Disco-Ballade «Mönchhof Amour», die Xenias wunderbare Stimme auf Kays unverwechselbarem musikalischen Fundament tanzen lässt. Die Zusammenarbeit der beiden steht sinnbildlich für den Anspruch, den Kay an sein musikalisches Schaffen hat. Er sieht das Wachstum und die Kraft im Austausch von Kreativität und Energie. «Es entstehen so viele schöne Dinge, wenn der Rahmen offen ist», erklärt er.

Heimat kann ein Ort, ein Mensch oder ein Gefühl sein – für mich vereint Zürich alles.

Kay Schmid alias KAYYAK

Diese Offenheit legt Kay auch an den Tag, als er uns die Türe zu seinem Wohnzimmer öffnet – dieses hat er vor einiger Zeit zum Home-Studio umfunktioniert. Hier tüftelt er jeweils bis in die späten Stunden – im Alleingang oder zusammen mit befreundeten Künstler:innen. Drei Musiker aus befreundeten Riegen hat Kay zugleich für unseren Besuch eingeladen: Georg und Christoph Kiss, die gemeinsam das Jazz-Fusion-Duo Okvsho bilden, sind für einige Aufnahmen hier. Später kommt auch der Musiker Dominik Löhrer hinzu. Allesamt bringen sie ihre musikalische Handschrift in eines der kreativen und vielseitigen Projekte ein. Während Kay für die Lead-Vocals und ein packendes Fundament sorgt, spielt Georg einen verspielten Drum-Groove ein, Christoph und Dominik reichern währenddessen den Track mit einer warmen Melodie an.

Kay erklärt diese kollaborative Art des Schaffens anhand einer wunderbaren Anekdote: «Ich möchte in der Geschichte, die ich mit meiner Musik erzähle, verschiedenen Charakteren einen Platz geben, die mein Verständnis und meine Freude teilen. Während ich einen Grundstein lege, also Initiant einer Geschichte sein kann, überlege ich mir, welche Person diese Story bereichern könnte.» So würden verschiedene Akteur:innen die unterschiedlichsten Bausteine legen und ihre ganz eigene Perspektive in ein Projekt einbringen. «Je mehr Platz eine Person in einer Geschichte haben möchte, desto mehr Platz schaffe ich auch in dieser Geschichte», erklärt Kay. Letztendlich ginge es darum, dass sich ein:e Künstler:in auf seine ganz eigene Art und Weise in ein Projekt einbringen und einfühlen könne. Persönlich sei das Musikmachen für Kay immer – ob im intimeren Rahmen Zuhause oder in einem offenen Format, wie es beispielsweise das Live-Jam-Format World Of Dreams ist. Letzteres sei unter anderem auch eine spannende und bereichernde Plattform, die es ermögliche, sich als Musiker:in besser kennenzulernen und seinen Platz zu finden.

Ich möchte in der Geschichte, die ich mit meiner Musik erzähle, verschiedenen Charakteren einen Platz geben.

Kay Schmid alias KAYYAK

Die Kraft des Miteinanders ist an diesem Tag unübersehbar und unüberhörbar. Kay freut sich sichtlich über die vielseitigen Inputs seines Besuchs und erzählt uns von der verbindenden Komponente des gemeinsamen Musikmachens: «Das Erschaffen von Musik macht viel Freude, denn wir alle teilen etwas, wir glauben an die Musik des jeweiligen anderen – das berührt, beflügelt und stimmt hoffnungsvoll.»

Von links: Georg Kiss, Kay Schmid und Christoph Kiss. Auch mit Dominik Löhrer (Bild rechts) arbeitet Kay regelmässig zusammen (Bilder: Aline Fürer / zvg.)

Kays Verständnis für die Musik ist einzigartig, emotional und tiefgreifend. Die Intention, die seiner Arbeit zugrunde liegt, ist die tiefe Überzeugung, dass Musik eine universelle Sprache ist, die Menschen verschiedener Kulturen, Hintergründe und Generationen miteinander verbindet. Dabei schafft er einen offenen und kollaborativen Rahmen für seine künstlerischen Aktivitäten. Wie Kay so schön sagt: «Magisch ist schon die Musik – der Rahmen, in welchem die Musik entsteht und stattfindet, darf, muss das aber nicht immer sein.»

Im Interview für UBWG: Aline Fürer (Redaktionsleiterin)


Studio-Steckbrief KAYYAK

Wer: Kay Schmid alias KAYYAK
Wo: Zürich
Genre(s): Züri-Musig, Rumpelmusig, inspiriert von jeder Art von Musk
Software: Ableton, vielleicht auch bald Logic
Lieblings-Gear: auf der ständigen Suche
Labels: Rumpelmusig, Compost Records, HEKAYA


KAYYAK auf Soundcloud I KAYYAK auf Instagram I HEKAYA auf Instagram


Quellen: Kay alias KAYYAK