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Klemens Niklaus Trenkle ist ein Sammler. Aber keiner dieser Kafideckeli-Sammler. Er ist ein ideeller Sammler. Einer, der das Sammeln zu einem festen Bestandteil seines Lebens gemacht hat.

Klemens Niklaus Trenkle hebt vorsichtig einen Synthesizer aus dem 8-stöckigen Holzregal, wischt ihm die feine Staubdecke vom Gehäuse und fährt mit seiner Hand über die Klaviatur – „Schau dir diese Holztasten an.“ Bevor er weitergeht richtet er das Instrument präzise dem Verlauf des Regals aus und wirft einen prüfenden Blick auf das Netzteil.

Klemens Niklaus Trenkle hat in den vergangenen 35 Jahren Synthesizer, Pianos, Orgeln, Effekt- und Studiogeräte aus aller Welt zusammengetragen, aufbewahrt, gekauft und verkauft. Angefangen hat alles nach seiner Matur. Damals begann er beim grössten Nordwestschweizer Synthesizer-Fachhändler zu arbeiten. Den Instrumenten schenkte er schon dazumal die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Minutiös und gewissenhaft hat er sie gereinigt, gepflegt und für den Verkauf auf Vordermann gebracht. Viel Fachwissen habe er zu dieser Zeit noch nicht gehabt, so Trenkle.

Klemens Niklaus Trenkle an der Yamaha Electone EX-1, eine analoge polyphone Synthesizer-Orgel aus dem Jahr 1977.

Was einst in verschiedenen Lagerhallen und Studios aufbewahrt wurde, befindet sich heute konzentriert in der Schweiz in Fribourg. Das SMEM (Schweizerisches Museum und Center für elektronische Musikinstrumente) bietet der einzigartigen Sammlung von Klemens Niklaus Trenkle ein neues Zuhause. Rund 5000 Objekte umfasst der Bestand. Trenkle bleibt nach wie vor Eigentümer der Sammlung, jedoch leiht er diese auf Lebzeiten dem Verein Museum für elektronische Musikinstrumente SMEM aus. Seit Monaten werden nun im 3. Untergeschoss der BlueFactory die unzähligen Sammlerstücke mit Sorgfalt inventarisiert und instandgesetzt. Mit Hilfe des zugkräftigen Vereinsvorstands und motivierten Volontären soll hier kein Museum der klassischen Art entstehen, vielmehr sollen die Instrumente gespielt und das Wissen über sie weitergegeben werden.

Einzigartig ist nicht nur Trenkles Sammlung. Auch er ist ein Unikat. Seine Faszination ist ansteckend und sein Wissen beeindruckend. Jedes seiner Sammlerstücke hat eine Geschichte. Geschichten, die wiederum Trenkles Geschichte schreiben. Er erinnert sich noch genau, wie er wertvolle Instrumente vor der Entsorgung gerettet hat und bei Übersee-Lieferungen bibberte, bis die Fracht endlich wohlbehalten bei ihm eintraf – nicht selten entsetzt über das Unwissen und die Unachtsamkeit der Anderen.

„Teilweise bin ich acht, neun Stunden gefahren um ein Sammlerstück irgendwo vom Dachboden zu holen.

Wer denkt, mit dem SMEM höre das Sammeln von Trenkle auf, der täuscht sich. Immer wieder findet sich im 8-stöckigen Holzregal eine Lücke, die nur darauf wartet, prominent besetzt zu werden. Klemens Niklaus Trenkle entdeckt dann und wann Instrumente, die er zuvor nicht kannte. Noch immer gibt es Objekte, die in seiner Sammlung nicht vorhanden sind. „Das hört nie auf, sagt er, und das ist ja genau das Geniale daran.“

Die Clavioline ist eine Vorläuferin des analogen Synthesizers und wurde 1947 in Frankreich erfunden. Zusammen mit dem Mellotron war sie eines der Keyboard-Instrumente, das vor dem Erscheinen des (Mini-)Moog-Synthesizers bevorzugt wurde.
Klemens Niklaus Trenkle spielt die Clavioline.

Klemens, hast Du nie den Überblick über Deine Sammlung verloren?
Nein, im Grossen und Ganzen nicht. Klar, einige Instrumente habe ich zwei, drei oder sogar vier Mal. Manchmal habe ich mir etwas gekauft und war steif und fest davon überzeugt, dass ich dieses Stück noch nicht besitze – dann habe ich festgestellt, dass ich es doch schon habe. Geärgert hat mich das aber nicht, denn die Hauptsache war, dass ich es retten konnte. Ich kann mir auch gut vorstellen, einige Instrumente, die ich mehrfach besitze, wieder zu verkaufen. Ich brauche nicht drei gleiche Synthesizer, da halte ich lieber wieder Ausschau nach einem Instrument, das ich noch nicht habe.

 Hast Du alle Instrumente, die sich in Deiner Sammlung befinden gespielt?
Ich habe viele der Instrumente gespielt, jedoch längst nicht alle. Oft geht oder ging es mir einfach darum, ein Sammlerstück zu besitzen, es festzuhalten. Wir können so etwas Grossartiges und Einzigartiges den kommenden Generationen doch nicht vorenthalten. Glücklicherweise ist das Interesse für analoge Musikinstrumente in den letzten Jahren wieder gestiegen. Das freut mich, denn ein Computer-Plugin kann die Haptik eines Instruments schlicht und einfach nicht ersetzen.

„Jedes dieser Instrumente ist einzigartig, das können wir den kommenden Generationen nicht vorenthalten

Wie sieht es mit eigenen Musikproduktionen aus?
Ich habe früher viel Musik gemacht. Beispielsweise habe ich für eigene Theaterstücke komponiert, da ich unter anderem auch als Schauspieler und Regisseur tätig bin. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich mir ein Musikstück angehört habe und dann realisierte, dass es von mir ist. Das ist dann immer ganz überraschend und lustig. Heute fehlt mir etwas die Zeit dafür.

Du hast über Jahrzehnte viel Zeit und Leidenschaft in das Zusammentragen der Instrumente investiert. Mit dem SMEM wird Deine Sammlung für die Öffentlichkeit zugänglich. Wie gehst Du damit um, dass Fremde auf „Deinen“ Instrumenten spielen?
Das ist ja genau der Sinn und Zweck des SMEM. Die Instrumente sind ein Dokument der Zeitgeschichte, genauer gesagt der musikalischen Zeigeschichte. Diese Geschichte will ich weitererzählen. Klar, gewisse Skrupel musste ich ablegen. Nicht jeder ist sich dem Wert der Sammlung, bzw. des einzelnen Instruments gleichermassen bewusst. Ich setze da aber auch auf den gesunden Menschenverstand der Besucherinnen und Besucher des SMEM – ansonsten hätte ich das ja nicht machen dürfen. Keinesfalls sollen die Instrumente verstauben, das ist mir ganz wichtig.

 Klemens, wie geht es weiter?
Anfangs November eröffnet der Playroom. Die Kickstarter-Kampagne dazu wurde kürzlich erfolgreich abgeschlossen. Der Playroom gehört zum SMEM und ist letztendlich der Ort, an welchem ausgewählte Musikinstrumente gespielt werden können – dafür steht auch der Name. Sie sind dann also für die Öffentlichkeit zugänglich. Auch soll der Playroom Platz für Veranstaltungen und Workshops bieten. Ich freue mich sehr auf dieses Projekt.

Klemens Niklaus Trenkle scheint gespürt zu haben, dass seine individuelle Sammlung irgendwann historische Relevanz haben wird. Sein Fundus ist ein System mit Lücken. Doch das System ist intelligent, denn es funktioniert auf unterschiedlichste Weisen, erfindet sich immer wieder neu und gleicht in seiner Komplexität und Einzigartigkeit dem Innenleben eines Synthesizers. Mittendrin der Sammler. Er verbindet mit jedem Objekt etwas Persönliches, hegt eine Leidenschaft für das Besitzen und ist letztendlich ein Stück der Sammlung selbst.

Ein Bruchteil der Effektgeräte-Sammlung im SMEM.
Klemens Niklaus Trenkle spielt die Yamaha Electone EX-1.

Bilder im Artikel: Aline Fürer

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