Vor rund einer Woche durften wir euch eine ganz spezielle Podcastausgabe vorstellen. Der „All Ears On…“ Mix beinhaltete ausschliesslich Tracks von dem Schweizer Musiklabel Sirion Records. Nun können wir passend zu dieser einstündigen Reise in die Welt von Sirion ein weiteres Highlight präsentieren. Ubwg.ch hatte das Vergnügen sich mit Frango ein bisschen über Sirion Records zu unterhalten.
Frango aka Franco Rüegger ist neben Fedja Haueter und Boris Minnig ein Gründungsmitglied des in Bern und Zürich beheimateten Labels. Durch ihn konnten wir ihre Beweggründe kennenlernen und viel Spannendes über das Label erfahren.
Viel Spass beim Durchlesen und vergesst nicht ihre aktuelle The Way It Is EP Veröffentlichung zu supporten!
Hey Frango! Vielen Dank, dass Du Dir kurz Zeit genommen hast unsere Fragen zu beantworten. Ihr seid schon seit einiger Zeit als Veranstalter mit dabei, habt bereits über 30 Veröffentlichungen und konntet dieses Jahr auch das erste Album von Kellerkind releasen. Wie begann eure Geschichte vor rund acht Jahren?
Frango: Danke für Euer Interesse an unserem Label. Es freut uns jeweils sehr, wenn unsere Projekte erkannt und auch geschätzt werden.
Der harte Kern unseres Labels kennt sich bereits seit fast zwei Jahrzehnten. Wir durchlebten eine lange gemeinsame aktive Zeit und veränderten uns währenddessen natürlich auch. Trotz den individuellen Veränderungen konnten wir mit dem nötigen Respekt und Vertrauen einen gemeinsamen Weg gehen.
Wir durchlebten unterschiedlichste Phasen, die stets musikalisch geprägt waren. Bei der elektronischen Musik fühlten wir uns letztlich zu Hause und die Liebschaft hält bis heute an. Die erkennbare Weiterentwicklung und die grosse Wertschätzung sind der Antrieb für unser Schaffen.
Seit 2007 veröffentlicht euer Label elektronische Musik. War es von Beginn weg Euer Ziel irgendwann veröffentlichen zu können?
Am Anfang haben wir als Kollektiv vorwiegend Platten aufgelegt und von Zeit zu Zeit Events veranstaltet. Den Gedanken Platten zu veröffentlichen, existierte damals lediglich im Hinterkopf. Wir haben uns Schritt für Schritt vorangetastet und konnten somit auch die nötigen Erfahrungen in den einzelnen Bereichen sammeln. Uns ist wichtig keine unüberlegten und kurzsichtigen Schnellschüsse zu produzieren. Im Verlauf der Zeit hat dieser Aspekt immer mehr an Bedeutung gewonnen. Spontane Projekte, Momentaufnahmen und Inspiration sind aber ebenfalls Teil des Ganzen. Zudem müssen wir unsere vorhandenen Ressourcen gezielt einsetzen, denn die verfügbare Zeit sowie Finanzmittel sind leider etwas eingeschränkt. Es ist immer eine Gratwanderung zwischen den persönlichen maximalen Zielsetzungen und dem wirklich Machbaren. Die Freude an der Sache ist jedenfalls zentral.
Wenn man durch euren Katalog stöbert, findet man neben Berner bzw. Schweizer Acts auch immer wieder internationale Künstler wie Chris Lattner, Niko Schwind, Channel X usw. Wie lautet eure Philosophie, was eure Künstlerauswahl betrifft?
Zu Beginn war sicherlich die Überlegung der allgemeinen Wahrnehmung einen Grund für namhaftere Artisten. Hierfür muss man aber auch schon qualitativ und zuverlässig arbeiten, damit dies gut gelingt. Unbekannte Labels und unbekannte Artisten haben es in der heutigen Flut schwer. Ausserdem finden wir den Ansatz spannend, lokale Artisten mit internationalen zu verbinden, was grundsätzlich ja nichts Neues ist. Über die Zeit sind die persönlichen Kontakte zu einigen Artisten gestärkt worden und die Lust auf eine Zusammenarbeit gestiegen. Dies wiederspiegelt sich auch bei unseren Veranstaltungen, wo der Austausch und die Freundschaft hochgehalten wird.
Künftig werden wir verstärkt mit unseren Label-Artisten arbeiten, aber auch neue und jüngere Künstler einbinden. Die Vernetzung mit internationalen Künstlern erlaubt uns interessante Fusionen einzugehen – auf das freuen wir uns sehr.
Mit eurem ersten Albumrelease in diesem Jahr konntet ihr eure erste CD veröffentlichen. In der Vergangenheit konnte man eure Releases vor allem als digital, hin und wieder aber auch als Vinyl Veröffentlichung erwerben. Wie steht ihr zur ganzen Only Digital / Only Vinyl Debatte und wie sieht dort eure Zukunft aus?
Da wir alle mit Tapes und Vinyl gross geworden sind, liegt uns viel an den greifbaren Tonträgern. Die mangelnden Finanzmittel waren hauptsächlich der Grund für unsere rein digitalen Releases. Auch wenn das Geld nicht in Massen vorhanden war, hatten wir uns dennoch dafür entschieden, die Tracks der Öffentlichkeit zu präsentieren und wählten darum das digitale Medium. Im Moment haben wir diesbezüglich keine neuen Strategien vorgesehen.
Kommen wir auf eure Reise zu sprechen. Die Rede ist natürlich von eurer Mix-Reihe „The Trip“. Diesen Monat sollte die 93. Ausgabe erscheinen. Das nenne ich mal Ausdauer… Denkt ihr mit dem habt ihr den Grundstein für euer Label gelegt?
Unsere Radiosendungen waren und sind immer noch ein Ansporn, um viele gute Musik zusammenzustellen und Musikliebhaber damit zu verwöhnen. Diese Sendungen sind jeweils auf unserer Homepage oder als CD verfügbar.
Viele Leute sind durch diese Mixes auf uns aufmerksam geworden und sprechen uns manchmal sogar auf ziemlich alte Ausgaben an. Rückblickend sind die musikalischen Momentaufnahmen meistens doch sehr amüsant. Wir glauben die Mixreihe hatte wohl jeden einzelnen DJ von uns weitergebracht. Für das Label war der Effekt eher gering, kann aber sehr wohl als Grundstein betrachtet werden. Die Vielfalt an Aktivitäten hat uns schon immer zugesagt.
Schweizer elektronische Musik steht in Sachen Qualität und Innovation im Vergleich mit anderen europäischen Ländern in nichts nach. Ist es manchmal trotzdem schwierig eure Musik zu promoten, insbesondere im Ausland?
Auf jeden Fall. Wir sind bei jedem Release bestrebt grossen Einsatz bei der Umsetzung und Promotion zu geben. Die Verhältnismässigkeit möchten wir dennoch wahren. Mit zusätzlichem Glück an der Seite können gewisse Lieder aber auch rasch zu Selbstläufern werden. Die ganzen Vorgänge sind manchmal ziemlich undurchsichtig.
Der Bekanntheitsgrad eines Künstlers ist zudem stark von seinen eigenen Aktivitäten abhängig. Da kann ein Label nur bedingt etwas dazu beitragen. Eine harmonische Künstler – Label Beziehung ist sicherlich erstrebenswert. Gegenseitig vorhandene Synergien nutzen, macht Laune… 🙂
Was kann man von Sirion Records in Zukunft erwarten und was sind eure Zielsetzungen?
Wir wünschen uns, dass wir weiterhin eine konstante Plattform für spannende Projekte bieten können, unser musikalischer Beitrag in der Gesellschaft dementsprechend Platz findet und Emotionen auslöst, sowie als Motivationsspritze für Künstler wahrgenommen wird. Zudem möchten wir den Austausch von Wissen und anderen Erfahrungen in unserem Tätigkeitsfeld fördern und unterstützen.
Konkret bedeutet das auch kommende Veröffentlichungen lokaler als auch internationaler Artisten wenn möglich auf Vinyl zu pressen. Regelmässige Veranstaltungen stehen ebenso weiterhin an. Neue Türen werden sich diesbezüglich noch öffnen. Hier werden wir sicherlich auf Qualität anstelle von Quantität setzen.
Unsere monatlichen Radiosendungen werden zudem wie gewohnt weitergeführt, dies unter Einbezug von unterschiedlichen Gastartisten. Die Shows gibt‘s auf Radio RaBe und Frisky Radio.
Wir versuchen stets unser Schaffen zu reflektieren und allenfalls die nötigen Veränderungen dann zu mobilisieren. Anhand diversen, positiven Rückmeldungen gelingt uns das wohl nicht so schlecht. 🙂
Vielen Dank an Frango!