Andreas Ramos – Podcast 120 und Interview


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Der UBWG Podcast geht in die nächste Runde. Heute im Fokus ist Tausendsassa Andreas Ramos. Der Wahlstadtzürcher ist ohne Zweifel zu einer der wichtigeren Galionsfiguren der elektronischen Musikszene in der Limmatstadt mutiert. Zwischen all seinen Gigs und dem schier endlosen Platten «diggen» hat er Zeit gefunden, uns ein knackig grooviges Set zu bescheren.

Vor einer gefühlten Ewigkeit zog es den jungen Andreas in die blau-weisse Stadt im Herzen der Schweiz. Genauer gesagt im zarten Alter von 16 Jahren packte er in Walenstadt (SG) seine Sachen und zog auf eigene Faust in die Grossstadt. In dieser absolvierte er nicht nur seine Berufslehre, sondern trat auch das erste Mal in Kontakt mit elektronischer Musik – und diese Liaison liess ihn bis zum heutigen Tage nie mehr los. Neben der Gründung seines geliebten Eventlabels «Baked» ist er seit gut einem Jahr stolzer Besitzer des Sihl Records Plattenladen an der Martastrasse im Kreis 3. In seiner neuen Perle stand er uns Rede und Antwort.


Sihl Records Plattenladeneingang an der Martastrasse


Ganz analog mal Bleistift rein und auf Anfang deiner lebensmetaphorischen Kassette zurückspulen: wie fing dein elektronisch-musikalischer Werdegang an?

Vor ziemlich genau 10 Jahren habe ich mir meine ersten Turntables gekauft, die mir die Pforten zum «Diggen» von Platten geöffnet haben. Woraufhin man mich vielfach im Panthera oder Zero Zero Records am Vinyl «schneuggen» finden konnte. Zur damaligen Zeit gab es zwar schon die Möglichkeit vereinzelte Tracks digital zu beziehen, aber in den Clubs spielte man ausschliesslich mit Vinyl oder manchmal auch CDs.

Wie fügte sich der Wechsel vom Tanzbeinschwingen zum Plattendrehen in den Clubs zusammen?

Nach einem eher durchzogenen Start, der mich – zumindest für meinen Geschmack – in die falschen Clubs brachte, drückte ich vor ca. 8 Jahren den Reset-Knopf und fing nochmals bei null an. Den Einstand für den Übergang legte eigentlich die Gründung unseres Partylabels BAKED, das bis heute mein kleines Baby geblieben ist. Damals wie heute kommt man ums «connecten» nicht herum. Das ergab sich durch OFF-Partys wie die «Feier am Damm» oder unserer ersten Club-Veranstaltung in den alten vier Wänden des heutigen Bagatelle 93. So ergab sich der Kontakt mit Spielmachern im Zürcher-Nachtleben, die zu einer regelmässigen Ausgabe von BAKED in der Frieda’s Büxe und einer Residency im Hive geführt haben.

Die Schweizer Clubszene erlebt nach wie vor eine regelrechte Flut an jungen und aufstrebenden DJs. Welche Tipps kannst du als Alteingesessener mit auf den Weg geben?

Gut Ding will Weile haben, da musste auch ich durch. Am besten fährt man jedoch mit «Charaktersound», der einen selber prägt und vor allem auch fort zu Freude bereitet. Wenn du dann mal gebucht wirst, gibt es auf gut Deutsch ein sehr einfaches Rezept: «Versaus ned, machs suber, nimms seriös, und gib dr Müeh.» Klingt banal, aber so läuft der Hase hier. Die Konkurrenz ist gross, und solange du stetig ablieferst stehen dir Möglichkeiten offen.

Die letzten 12 Monate waren – so glaube ich darf man getrost sagen – sehr turbulent für dich?

Ja… das kann man so schon sagen. Einerseits auch klar wegen den vielen Bookings, die seit Anbeginn des Jahres immer wieder reinschneien, andererseits dürfte auch der Wechsel von meinem Büro-Vollzeitjob zur Selbstverwirklichung mit meinem neu eröffneten Plattenladen viel dazu beigetragen haben.


«Was mir schon immer ein wenig gegen den Strich gegangen ist, sind Stores mit schlechten Abhörstationen.»


Du sprichst dein «Sihl Records» an. Wie kam es vom Tagtraum zur Verwirklichung?

Abseits des normalen Alltags und den ausgiebigen Wochenenden schwirrte schon länger die Idee in meinem Kopf herum, Besitzer eines kleinen Clubs oder Vinylshops zu sein. Die Clubsache liess sich allerdings auf dem Zahlenbrett in kein schönes Licht rücken. Der endgültige Anstoss zur letzteren Idee lieferte eigentlich mein Besuch in dem Plattenladen Halcyon, unter dem Output Club in Brooklyn NY. Genau jener kombinierte nämlich das Tonträger diggen mit einer kleinen Bar, was mir ehrlich gesagt in unserer Limmatstadt noch ein wenig fehlte. Vom Tagtraum über die Planung bis zur Realisation vergingen doch gute 4 Jahre. All meine Gagen, die ich in dieser Zeit durch das Auflegen verdient habe, sind in dieses Projekt geflossen. Glücklicherweise stolperte eine sehr gute Freundin von mir über meine jetzige Location, die damals zum Verkauf stand. So führte eines zum anderen, bis hin zur Eröffnung im September 2017.

Es gab zu jenem Zeitpunkt schon vereinzelte Vinylshops in Zürich, wobei jedoch keiner einen so prägenden Fokus auf elektronische Musik legte. Deinem bisherigen Gelingen spielte dieser Faktor sicherlich zu, aber was hebt dich sonst noch von den anderen ab?

Was mir schon immer ein wenig gegen den Strich gegangen ist – ob beheimatet oder ausserhalb unserer Landesgrenzen – sind Stores mit schlechten Abhörstationen. Egal wie «geil» die Platte auch sein mag, schlechte Kopfhörer und Turntables minimieren das Erlebnis. Mit Sennheiser Kopfhörer, anständigen Plattenspieler und den Allen & Heath Mixer wie du sie bei mir findest, passiert dir dies jedoch nicht. Ein weiterer Punkt, der mir selber immer wieder Freude bereitet, ist die Plattform, die sich in meinem Laden für meine Gäste bietet. Von privaten Vinylsammler über DJs bis hin zu Spielmacher in unserer Szene finden sich alle bei einem Kaffee oder sonstigem Getränk bei mir zusammen. Man tauscht Ideen aus, zeigt dem jeweiligen seine neu gefundenen Perlen oder quatscht über Gott und die Welt… naja aber meistens dreht es sich dann doch eher um Musik 😉

Obwohl sich eingefleischte Musikliebhaber eigentlich die Vinyls locker aus dem Internet beziehen könnten, schätzen viele genau diesen Austausch, der sich bei mir vorfinden lässt. Von Ambient House bis Techno, frisch ab Pressung oder Secondhand Platten, ist für jedermann doch irgendwas dabei. Damit dieses Spektrum auch akkurat abgedeckt werden kann, sind neben meiner Wenigkeit noch ein paar weitere Jungs dabei, wie Nicola Kazimir zum Beispiel, die mir beim Einkauf Inputs mitgeben.


Von Ambient bis Techno – ein sorgfältig ausgewähltes Sortiment für alle Gäste


Ich hörte auch schon so manchen munkeln, dass der Kaffee alleine schon ein Besuch wert ist.

Jaaa… der ist auch ziemlich gut. Mein Bruder wies mich in die Kunst der Barista ein und ich kann schon sagen, dass das eine oder andere hängen geblieben ist. Was aber viele auch nicht wissen: jedem, der seine Zeit diggend bei mir verbringt, steht ein Getränk frei zu.

Dazu gibt es noch die In-Store Sessions, wo du regelmässig ausgewählte Plattendreher in deinem Laden ein Set spielen und aufnehmen lässt.

Ja genau, das kommt auch bei den Kunden sehr gut an. Hier bietet sich eine Plattform für beide Seiten an. Einerseits ist es Promo für jene, die das Set zum Besten geben, andererseits befürwortet es auch meinen Store, der viele der gespielten Platten jeweils an den Mann gebracht hat. Von der geplanten Session einmal im Monat wurde inzwischen doch auf eine pro Woche umgesattelt, die anschliessend auch online geht. Für mich ist es mehr als stimmig so. Ist doch auch schön, wenn Freitag oder Samstag gegen Abend jemand ein wenig seine Platten drehen lässt. Meistens sind das gute Stammkunden, hauptsächlich Locals oder vereinzelt auch mal grössere Nummern wie ISH (Partisan Rec.). Gerüchten zufolge sollen auch bald Rossko (Fuse) und Reiss (VBX) in einer In-Store Session zu Gast sein… 😉



Gut, also unterm Strich ist doch einiges los bei dir im Shop. Auf was können wir uns denn in naher Zukunft noch freuen?

Wir werden vereinzelte Sihl Records Veranstaltungen aufziehen: Wo die Headliner der Party vorab auch noch eine In-Store Session bei mir im Laden aufnehmen. Was auch schon länger aufgegleist worden ist, dürfte das Vinyl-Only Label mit Releases von nationalen und internationalen Künstler sein… aber dazu möchte ich jetzt doch noch nicht allzu viel mehr durchsickern lassen, lasst euch überraschen!

Vielen Dank an Andreas Ramos!


Wie es aussieht, können wir uns noch auf einiges gefasst machen rund um den Herrn mit der ausgeprägten Vorliebe zum «schwarzen Gold». Uns freut’s und wir von UBWG wünschen weiterhin gutes Gelingen!



Sihl Records
Martastrasse 114
8003 Zürich

www.sihlrecords.ch

Soundcloud Sihl Records

Soundcloud Andreas Ramos


Bildquelle: Zur Verfügung gestellt von Andreas Ramos