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Neuer Podcast, neues Glück? Christian Schiemann serviert uns in diesen denkwürdigen Zeiten die UBWG Podcast-Episode Nummero 136.

Ja, liebe Nachtschwärmer, die Situation, in welcher wir uns aktuell befinden, ist ohne lange Umschweife ziemlich einfach zu beschreiben – beschissen. Deswegen freut es uns umso mehr, ein wenig Abwechslung in die vielen negativ Schlagzeilen, die wir hier gezwungenermassen in letzter Zeit kundgeben mussten, zu bringen. Ein neues, ausserordentlich groovendes und rundes Set von Christian Schiemann, inklusive einem kleinen Pläuschchen mit ihm über aktuelles in der Szene rund um die elektronische Musik.



Der Strahlemann, welchen ihr oben auf dem Artikelbild seht, hat eine ganze Sternenwanderung hingelegt, bis er in der Limmatstadt seine neue Heimat gefunden hat. Von Dresden nach Köln, von da aus nach Hamburg, von wo aus er schlussendlich nach Zürich schlenderte. Auch sein musikalischer Werdegang gleicht einem kleinen Pilgerweg. Von Death Metal, Rock und hartem, treibenden Techno über zu den groovig, minimalistischeren Gewässer denen er heute verfallen ist.

Die Türen hinter die Decks wurden ihm von seiner nun schon langjährigen Freundin und Wegbegleiterin Nicole Hug geöffnet. Dem aufmerksamen Raver dürfte diese Info aber alles andere als erstaunen, denn die beiden haben lange zusammen als Hug & Schiemann die Tanzflächen hiesiger Clubs beschallt. Ebenso dürfte der eine oder andere auch schon wissen, dass der Mann der heutigen Stunde nicht ‘nur’ als DJ an den Reglern steht. Nein, denn Christian ist auch Produzent und Leitfigur in zwei umtriebigen Labels unserer Szene: Framed Realities und L.E.T. (Les Enfants Terrible).

Wir haben den Tausendsassa vor wenigen Wochen in der Kasheme an der Neugasse in Zürich getroffen, und uns bei Bierchen und Kippen über allerlei in der elektronischen Nachtlebekultur unterhalten.

Steigen wir gleich mit einer aktuellen Frage ein: Online oder on-Site Kurse zum Musik Produzieren erleben in den letzten Jahren eine regelrechte Hochkonjunktur. Was haltest du von solchen Kursen?

Auch ich habe mal aus Neugier an einem solchen Online Kurs von bspw. DeWalta kurz teilgenommen. Ich glaube aber, dass es besser ist, wenn man seinen eigenen Weg erstmals findet und mit der Nase vorerst mal durch «Scheisse» geht, bis man sich gefunden hat. Klar sind Inputs von verschiedenen Seiten sicher in manchen Fällen hilfreich, aber was für den einen gut funktioniert, muss nicht zwingend für den anderen. Trotzdem finde ich es super, dass die Community in diesen Belangen einiges offener geworden ist. Vor 10 Jahren war das eher noch eine Seltenheit, dass dir jemand so direkt anbietet, wie man einen Track zusammenbastelt und produziert.

Die inoffizielle Faustregel besagt ja, dass man nach 10’000 investierten Stunden ein Handwerk – sei es nun ein Instrument, Hobby oder sonstige Tätigkeiten – erst wirklich richtig beherrscht. Wie stehst du zu dieser Aussage im Bezug aufs Produzieren und Auflegen?

Aus eigenen Fehlern lernt man immer noch am allerbesten im Leben. Dasselbe gilt auch fürs Musizieren und Produzieren. Je mehr man investiert, verbockt und daraus lernt, desto mehr erhält man auch zurück. Von dem her dürfte die aufgebrachte Zeit für den Lernfaktor definitiv ein wesentliches Standbein zum Beherrschen der Sache beitragen.


Wie sich dieser Lernfaktor bei Ihm bisweilen so ausgewirkt hat, könnt ihr anhand dieser neuen Perle frisch ab Pressung raushören:


Neben den Infektionszahlen, die in die Höhe schnellen in der aktuellen Pandemie, dürfte auch die Mortalitätsrate hiesiger Nachtklubs ähnlich nachziehen… deine Gedanken um die Zukunft in unserer Szene nach dem Ende von Covid-19?

Politisches Versagen zur Unterstützung der Nachtlebekultur mal beiseite… wenn die Klubs endlich wieder ihre Pforten öffnen dürfen, werden die Karten komplett neu gemischt. Das könnte sich als sehr spannend für uns aufweisen, da viele Neulinge mitmischen werden wollen. Sei es hinter den Reglern, als Veranstalter/in oder gar auch Klubbetreiber/in. Unsere gesamte Bewegung entstand aus der Illegalität und dem Untergrund. Mittlerweile ist ein riesiger Wirtschaftssektor daraus gewachsen – was aber der Kanton ja anscheinend noch nicht so begriffen hat, trotz UNESCO Weltkulturerbe für Techno in Zürich.
Was ich aber damit sagen will, ist, dass diese Pandemie uns wieder wohl oder übel in die Illegalität und den Untergrund zurücktreibt. Da könnte viel neues kreiert und geschaffen werden… vielleicht ist das alles ja gar nicht mal so schlecht, für einen frischen Wind in der Szene.

In- und Outdoor Klubs, wie es ja in Berlin zu Haufen gibt, werden in Zürich weiterhin eine Utopie bleiben. Träumen darf man aber wohl noch, nicht?

Ja das wird weiterhin eine Wunschvorstellung bleiben, allein schon gesetzes- und lärmtechnisch hergesehen. Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch nicht, wie jemand in den Kreis 4 ziehen kann und sich dann über den nachvollziehbaren Lärm aufregt?


Wohlig hinter den Decks, und in Zürich – der deutsche Expat Christian Schiemann

Kleiner Ausflug ins Thema «Demo-Tapes» versenden, oder in deinem Falle als Label Mitinhaber auch mal erhalten. Glaubst du, dass es heutzutage noch geschätzt wird, Promo-Mixes in die elektronischen Postfächer der Label XYZ zu legen?

Ich glaube nicht, dass sich das gross jemand anhört… oder eher selten mal. Gut, mir wurde auch wenig bis jetzt in die Post gelegt, was das anbelangt. Aber wenn jemand einen schönen Text mit seinen Beweggründen dazu schreibt, hör ich mir die Nummer bei Gelegenheit schonmal eher an, wie wenn einem so eine lieblose Demo vor die Nase geworfen wird.

Letzter Abstecher noch: Qualität über Quantität. Eine Aussage, die bei vielen grossen Labels teilweise gerne mal untergehen kann… oder lehne ich mich da zu fest aus dem Fenster raus mit dieser Aussage?

Ja, ich verstehe gut was du meinst. Beatport ist teilweise ja voll von so halb-fertigen Tracks, die mal auf die Schnelle rausgehauen worden sind. Wenn wir aber gerade beim Thema Qualität sind, hat Herr und Frau DJ den Vorteil auf Beatport, dass die Tracks eine Kontrollinstanz durch den Distributer haben. Was jetzt bei Bandcamp nicht zwingend der Fall ist. Hier kann Hinz und Kunz ein unsauber gemastertes Stück mit schönem Artwork hochladen. Dass die Qualität dann aber nicht stimmig ist, flüstert dir erst eine richtige Anlage ins Ohr. Ist mir persönlich aber glaube ich noch nie passiert, und das obwohl ich wahrscheinlich 90% dort herunterlade.

Wir danken Christian für den kleinen Schwatz und das wirklich gelungene Set, und wünschen allen frohes Sound diggen in dieser tanzfreien Zeit!


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Bilder zur Verfügung gestellt von: Christian Schiemann

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