Der Zürcher Kreis 5 und seine Clublandschaft befinden sich im stetigen Wandel. In keinem anderen Zürcher Quartier ist der Umbruch spürbarer als in Zürich-West. Veränderungen im Stadtbild bieten aber auch durchaus Möglichkeiten: Gebäude und deren Räumlichkeiten können umgewandelt und zwischenzeitlich als Veranstaltungsort genutzt werden…
So auch die Pfingstweide, welche am kommenden Wochenende mit einem Bomben Line-Up ihr zwei jähriges Bestehen feiert. Nach nur zwei Jahren ist der Club bereits eine feste Grösse im Zürcher Nachtleben und bietet mit Anlässen wie das hauseigene Pfingstlager auch mehrtägige Raves an.
Ubwg.ch hatte das Vergnügen mit den vier Betreibern der Pfingstweide über den zweiten Geburtstag, die vergangenen Highlights und die Zukunft des Clubs zu plaudern.
Vor rund einem Jahr war das Motto für euer ersten Geburtstag „Es wird der Erste sein – es wird der Letzte sein – es wird der Einzige sein“. Nächstes Wochenende, ein Jahr später, jährt sich die Pfingstweide aber bereits zum zweiten Mal und dies mit einem erstklassigen Line-Up. Was ist geschehen und können wir uns bereits auf euren dritten Geburtstag freuen?
Pfingstweide: Wer die Pfingstweide kürzlich besucht hat, dem ist sicher aufgefallen, dass wir um den Eingang bereits ein Baugerüst anordnen mussten. Ein untrügliches Zeichen also, dass der Pfingstweide nicht mehr viel Zeit bleibt. Dass wir überhaupt einen zweiten Geburtstag feiern können hat damit zu tun, dass es beim geplanten Bauprojekt zu Verzögerungen gekommen ist und wir haben immer gesagt: wir bleiben solange bis uns quasi das Dach über dem Kopf weggerissen wird. Wir freuen uns also über jede zusätzliche Party, welche wir noch in der Pfingstweide feiern können. Denn wir haben nicht zuletzt sehr viel Herzblut in diesen Club gesteckt…
Der ganze Kreis 5 ist seit geraumer Zeit als Trendquartier mit enorm grossen Baustellprojekten bekannt. Neben euch befinden sich auch weitere Clubs auf interessanten Grundstücken, welche früher oder später bebaut werden könnten. Was denkst Du wird mit der Zürcher Ausgehmeile im Kreis 5 passieren?
Es besteht keinen Zweifel. Wer mit dem neuen Tram durch Zürich-West fährt, der erlebt ein Quartier im Umbau und vor allem im Umbruch. Dies wird nicht zuletzt auch für die Kultur und die Ausgehmeile grosse Veränderungen mit sich bringen. In absehbarer Zeit werden zahlreiche Clubs im Umkreis von wenigen hundert Meter schliessen, und leider zeichnet sich derzeit nicht ab, wohin sich das Ganze verlagern wird. Die Industriegelände sind mittlerweile äusserst rar in der Stadt und ob es nochmals eine ähnliche Konzentration von Clubs in Zürich geben kann, ist äusserst fraglich.
Fertig mit Trübsal blasen, was die Zukunft des Kreis 5 betrifft und zurück zu eurer riesen Sause. Am kommenden Wochenende steigt eure Geburtstagsparty mit sehr viel hochkarätigen Acts. Neben Wareika, Dapayk Solo, Alle Farben und SIS, sind auch viele eurer Residents anwesend. Auf was kann man gespannt sein und auf was freut ihr euch persönlich am meisten?
Natürlich freuen wir uns, dass wir ein solches Line-Up mit diesen renommierten Acts zusammenstellen konnten. Selbstverständlich soll das Ganze auch ein „Merci“ für unsere Gäste sein, welche die Pfingstweide in den letzten zwei Jahren begleitet haben.
Eure Partys reichen von Solo-Nächten bis hin zu mehrere Tage andauernden Raves. Nach welchen Kriterien bucht ihr euer Programm, wie schärft ihr euer künstlerisches Profil?
Das hängt natürlich von vielen Gesichtspunkten ab. Bei den Solo Nächten etwa suchen wir uns Acts aus, bei welchen wir finden, dass man ihnen mit einem zwei Stunden-Set schlicht nicht gerecht wird. Daher möchten wir ihnen mit „Solo“ eine Plattform bieten, in der sie praktisch die ganze Nacht hindurch spielen und dabei einerseits selber an den Reglern experimentieren, aber auch ihr Können und ihre verschiedenen Facetten dem Publikum präsentieren können.
Bei der Auswahl der Künstler hören wir einerseits auf Inputs unserer Gäste, schauen uns in anderen Partymetropolen um, welche Acts für die Pfingstweide passen würden und last but not least suchen wir uns natürlich auch Künstler aus, die wir selber schon lange mal – respektive endlich mal wieder – in Zürich hören wollen.
In der Anfangszeit wurde die Pfingstweide nur am Samstag geöffnet. Inzwischen ist neben dem Freitag auch der Donnerstag ein dickeingetragener Termin in vielen Agendas, um in euer Club zu gehen. Wollten eure Gäste einfach mehr? 🙂
Die Pfingstweide hat sich schon immer auch als Plattform für junge Künstler gesehen. Wir haben deshalb gerade für unseren Donnerstag – „Zur bunten Eule“ – junge Promotoren und Veranstalter an Bord geholt und ihnen auch die Möglichkeit gegeben, ihre Erfahrungen zu sammeln. Dabei haben wir stets Wert darauf gelegt, dass es nicht nur um Musik geht, sondern dass auch die Kunst ihren Platz hat. So setzen wir am Donnerstag etwa auf spezielle Dekos und planen auch immer wieder besondere Aktionen, welche unsere Partys vom sonstigen Nightlife abzuheben vermögen. Hinzukommt, dass unser Stammpublikum explizit auch am Donnerstag in den Ausgang gehen will. Das Programm der Pfingstweide ist gewachsen und dies nicht zuletzt um einem Bedürfnis gerecht zu werden.
Bei euch steht nicht nur die Musik im Vordergrund. Vor zwei Jahren bekundet Ihr das Ziel Kunst- und Clubkultur zusammenzubringen. Wie ist euch dieses Unterfangen gelungen?
In diesem Punkt müssen wir natürlich auch selbstkritisch sein. Der Aufwand gerade für den Bereich Kunst ist enorm, und wir haben das Ganze wahrscheinlich etwas unterschätzt. Doch trotzdem ist es uns gelungen, auch diesbezüglich einige Projekte zu verwirklichen. So etwa „Kunst vor Ort“, welches im vergangenen Sommer während vier Tagen die Pfingstweide mit Leben füllte. Live Performances, Konzerten, Kunstinstallationen und Videokunst hatten ebenso ihren Platz wie Bilder und Fotografien. Die Clubgemäuer kriegen zudem jeweils von Zeit zu Zeit ein Facelifting und dazu ziehen wir auch immer wieder junge Künstler hinzu, welche sich in der Pfingstweide austoben können.
Zwei Jahre sind im Nachtleben eine relativ lange Zeit, in der sicher die eine oder andere erwähnenswerte Geschichte passiert ist. Hast Du ein paar lustige, spannende oder komische Anekdoten auf Lager?
Da gibt es so einiges zu erzählen. Die witzigste ist aber sicher jene eines DJs, welcher nach seinem Set noch in der Pfingstweide weiterfeierte und das bis spät in den Sonntag hinein, so dass er sogar seinen Flug nach Berlin verpasste und schlussendlich eine Nacht länger in Zürich blieb. Aber dafür gibt’s ja bei uns die Flügstund, welche jeweils bis fast in den Montag geht… Langweilig wurde es ihm also garantiert nicht – doch den Namen verraten wir selbstverständlich trotzdem nicht! 🙂
Machen wir noch einen klassischen Ausblick in die Zukunft. Was kann man von der „Weide“ noch erwarten und was sind die grössten Anlässe, welche noch kommen werden?
Zuerst geben wir natürlich alles, um unseren Geburtstag bestens über die Bühne zu bringen. Aber ein paar Highlights können wir Euch trotzdem schon verraten: So freuen wir uns besonders auf Jeff Mills, welcher im nächsten Monat bei uns vorbeischaut und den Untergrund kräftig aufmischen wird. DJ Hell steht natürlich auch wieder auf dem Programm und Super Flu kommen diesmal zu Zweit vorbei und bringen auch noch gleich einen Live Drummer mit. Highlights werden zudem sicher auch die Silvesternacht und für Pfingstweide-Verhältnisse sehr weit in der Zukunft, gibt’s natürlich auch noch eine dritte Ausgabe des Pfingstlagers… Ihr dürft also gespannt sein!
Vielen Dank, Daniel!